„Wir fotografieren, um anderen zu zeigen, wie wir die Welt sehen.“

Unsere Reihe „Portrait“ präsentiert Fotografinnen und Fotografen, die durch bemerkenswerte Bilder auffallen. Anouchka Olszewski schildert uns ihren Werdegang und erzählt, was ihr beim Fotografieren wichtig ist. 

Über mich

Arbeit und Kinder sind nicht kompatibel. Nur eine Phrase? Nein, eine Erfahrung, die ich mit zwei kleinen Kindern in meiner Zeit in der Werbung machen musste. Aber diese vermeintlich unmögliche Situation hat schließlich bei mir den Anstoss dafür gegeben, mich auf meine Wurzeln zu besinnen und das zu meinem Beruf zu machen, was ich schon immer ambitioniert gemacht haben: Fotografieren und unterrichten.

Kunst, Fotografie und Werbung

Zwischen Bühnenbildern und dem Orchestergraben aufgewachsen, haben mich Bilder und Farben mein Leben lang begleitet und beeinflusst. Mit einem Opernmusiker als Vater, den ich auf seinen Reisen rund um die Welt begleiten konnte und einer stets singenden Mutter kam für mich nur ein kreativer Beruf in Frage. Daher studierte ich nach der Schule Kunst und Kunstpädagogik – erst in Frankfurt, dann in Bayonne, Frankreich. Nach meiner Rückkehr arbeitete ich als Mediendesignerin und begann die Fotografie vor allem für Reisereportagen einzusetzen. Allerdings musste ich mir damals genau überlegen, wieviele Filme ich mir für die Reise inklusive Entwicklung und Abzügen leisten konnte. Für eine Vielreisende zu analogen Zeiten und mit kleinem Budget nicht einfach.

Die Familie im Fokus

Dann traten Mann und Kinder in mein Leben, das Reisen wurde weniger, der Fokus beim Fotografieren verschob sich auf die Familie und ein paar Bilder während der gemeinsamen Reisen. Nur meine Arbeit in der Werbung dauerte an und wurde immer schwieriger, bis sie eines Tages festgefahren war und ich mich auf meine neuen alten Stärken besinnen musste. Alt war die Kreativität, neu war das Unterrichten, das ich bereits während meines Studiums gelernt hatte.

Fotografieren und Unterrichten

Zu diesem Zeitpunkt lernte ich während einer Veranstaltung den Fotografen und Fotodozenten Peter Giefer kennen und wir stellten schnell fest, dass sich unsere Vorstellungen vom Fotografieren und Unterricht gut ergänzten. Gemeinsam mit einem dritten Partner gründeten wir die Fotoschule „fototouren.net” und wuchsen zu einer Full-Service-Agentur heran, in der wir von der Eventfotografie zur Website-Gestaltung über Kundengespräche bis hin zur Recherche und Durchführung von Fotoworkshops und -reisen alles selber machen. Unser dritter Partner musste nach einem Jahr aussteigen, um sich stärker um sein Kind zu kümmern – das alte Dilemma.

Nicht nur beruflich, auch privat hat die Fotografie wieder einen stärkeren Stellenwert für mich. Mich begeistern nach wie vor die Reisereportage, Landschaften und Portraits. Für ein gutes Foto wandere ich auch stundenlang auf einen Gipfel und genieße ganz entschleunigt die Natur. Aber es geht nicht mehr nur um „schöne“ Bilder, sondern die Geschichten hinter den Menschen gewinnen an Wichtigkeit. Es kann durchaus sein, dass ich, statt einen sensationellen Sonnenaufgang zu fotografieren, mir einfach die Geschichte meiner Gastgeber anhöre und damit meine inneren Bilder bereichere.

Der Weg zum Fototeam Hessen

Bestandteil meiner Fotoarbeit war und ist auch immer die Aktionsfotografie. Ob es der Jubel der Fans über die gewonnene WM in Frankreich ist oder eine Demonstration zum Weltfrauentag auf dem Frankfurter Römerberg: ich versuche dabei zu sein und die besondere Stimmung sowie die Emotionen der Protagonisten mit der Kamera einzufangen. Das hat dazu geführt, dass Peter und ich ein Buch über Eventfotografie für den dPunkt-Verlag geschrieben haben. Gleichzeitig war das für ihn auch der Anlass, um mich zum Fototeam Hessen e.V. zu bringen, wo wir von Zeit zu Zeit gemeinsam Workshops und Online-Seminare durchführen.

Wir fotografieren, um anderen zu zeigen, wie wir die Welt sehen.“ Nach diesem Motto lebe ich und lasse andere an meiner Sicht teilhaben.

Anouchka Olszewski

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