Portrait Ursula Lerche

Unsere Reihe „Portrait“ präsentiert Fotografinnen und Fotografen, die uns durch bemerkenswerte Bilder aufgefallen sind. Hier erzählt Ursula Lerche, wie sie zum Fotografieren gekommen ist, über ihre fotografische Entwicklung und ihre Erfahrungen mit verschiedenen Kameras. Und welche Motive sie heute besonders interessieren.

Im Odenwald daheim

Ich bin Ursula, vor 65 Jahren in Darmstadt geboren und somit ein echtes Heinermädel :-).
Wobei, aufgewachsen im schönen Lichtenberg im Odenwald und seit fast 40 Jahren wohnhaft in Reichelsheim, also bodenständig und heimatverbunden. Allerdings könnte ich mir auch die Ostsee oder die Emilia Romagna als Wohnort vorstellen – träumen darf Frau ja.
Familienmäßig wohnen unsere 5 Kinder und 4 Enkelkinder auch alle im Umkreis von 25 km.
Der Blick aus meinen Arbeitszimmer geht auf Schloss Reichenberg und unsere immer größer und höher werdende Kastanie, die ein Kind vor ca. 36 Jahren im Blumentopf gepflanzt hat.

Aufgewachsen mit der Kamera von Papa

Aus meiner Kinderzeit gibt es unglaublich viele Fotos, da mein Papa alles im Bild festgehalten hat. 1956 eher noch nicht so verbreitet. So bin ich damit aufgewachsen wichtige und auch eher unwichtige Dinge im Bild festzuhalten. Das Blitzgerät auf Papas Kamera musste man auffächern und dann wurde da eine Birne in die Mitte gesteckt, das habe ich super gerne gemacht. Irgendwann wurden die Kameras moderner und es gab „Blitzwürfel“ die man drehen konnte.

Die erste eigene Kamera

Meine erste eigene Kamera war eine „Ritsch Ratsch Klick“ von Agfa, die klein und kompakt mich überall hin begleitet hat. Irgendwann kam dann um 1976 die erste Spiegelreflexkamera von Porst. Tolle Bilder, aber im Gegensatz zur Ritsch Ratsch um einiges schwerer und größer, so dass die Kleine doch noch nicht ganz ausgedient hatte. Besonders bei den Fahrten mit dem Motorrad, wo um jedes bissel Platz gerungen wurde wenn Zelt, Schlafsack und Luftmatratze mit mussten, blieb die Spiegelreflex zu Hause.

Viele Bilder wurden selbstverständlich vom ersten Kind gemacht, das wurde bei den anderen dann etwas weniger und beschränkte sich auf besondere Aufnahmen. Um 1995 hatte die Porst dann ausgedient und es gab eine analoge Spiegelreflex von Canon. Bei dieser Marke bin ich bis heute geblieben.

Die erste Digitalkamera

Die ersten Digitalkameras habe ich noch kommentiert mit, brauch ich nicht. Aber wie das so ist die Neugier wächst und die Vorteile jedes Bild sofort haben zu können waren schon verlockend. Keine Filme kaufen, keine Warterei auf die fertigen Bilder das hatte was.

Also wuchs der Wunsch so ein Teil haben zu wollen, für was gibt es schließlich ebay 🙂 Das erste und bisher einzige mal, dass ich bis gegen Mitternacht vor dem PC saß und gefiebert habe, ob ich den Zuschlag bekomme für eine EOS 450 D. Und es hat geklappt, Kamera 4 Monate alt für die Hälfte des Neupreises mit Restgarantie. Überglücklich, weil es mit dem Versenden sogar noch bis zum geplanten Urlaub auf Rügen gepasst hat.

Beruflich wurde die Kamera auch ständig genutzt um Fotodokumentationen der Arbeit im Kindergarten zu machen. Die Eltern waren auch immer ganz scharf auf unsere Bilder von Waldwochen, Ausflügen oder einfach dem Alltag. Begleitet hat mich meine EOS auf zwei Bildungsurlauben nach Reggio nell Emilia und bei Reisen nach Warschau, Budapest im Rahmen von e twinnig (einem Austauschprogramm der KMK in Rahmen europäischer Partnerschaften im Kita und Schulbereich)

Gewerkschaftliches und kirchliches Engagement

Da die Kamera zu meiner ständigen Begleiterin wurde, blieb es nicht aus, auch bei gewerkschaftlichem Engagement zu fotografieren. So bin ich vor ca. 7 Jahren zum Fototeam ver.di Hessen gekommen. Seitdem habe ich viele Streiks, Konferenzen und Veranstaltungen von ver.di mit der Kamera begleitet. Seit aus dem Fototeam ver.di Hessen der Verein Fototeam Hessen e.V. bin ich Schriftführerin desselben.

2019 habe ich zum ersten mal auch beim evangelischen Kirchentag in Dortmund meinen Helfendendienst nicht in der Fahrbereitschaft, sondern im Social Media Team des Kirchentages gemacht. Eine ganz andere Art von Fotografie, ein anderes Ambiente und andere Herausforderungen, bis hin zu der Überprüfung von Mensch und Material durch das BKA.

Neue Herausforderungen

Ich liebe Fotos aus eher ungewöhnlichen Perspektiven oder auch Detailfotos, die Fragen offen lassen oder bestimmtes in den Vordergrund stellen. Es sind immer mal wieder andere Dinge, die im Fokus stehen, mal Schatten, mal Spiegelbilder, mal Blumen oder oder oder.

Aktuell gehört meine Liebe ein bisschen der Naturfotografie, obwohl mir meine Hüfte da ein bisschen die Freude vergällt, da ich nicht so runterkomme, wie ich das gerne würde und oft Dinge sehe, die ich gerne aus dem Blickwinkel „Ich geh in die Knie oder noch weiter runter“ fotografieren würde. Aber das wird wieder spätestens nach der OP im August/September.

Die Herausforderung ist gerade, mich mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, die die Kamera des Handys bietet. Noch nicht so ganz meine Welt. Es bleibt spannend.

Ursula Lerche

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