Goldener Wein und Herbstfarben laden ein

Fotoreise 2021 nach Rhodt unter Rietburg

Goldener Wein, Keschdesupp und Pfälzer Saumagen, dazu Herbstfarben in der Fülle der Natur, malerische Weindörfer und fantastische Landschaftsblicke bildeten den Rahmen unserer diesjährigen Fotoreise vom 22. – 24. Oktober. Eine Winzertochter aus Rhodt unter Rietburg hatte das Programm zusammengestellt und dort im Ort waren wir auch untergebracht.

Willkommen in der Theresienstraße von Rhodt unter Rietburg

Rhodt unter Rietburg gilt als eines der schönsten Weindörfer an der Südlichen Weinstraße und trägt nicht umsonst den Beinamen „Toskana des Nordens“. Das Herz von Rhodt schlägt in der Theresienstraße, benannt nach Maria Theresia, Gemahlin des Bayernkönigs Ludwig I, welche in Rhodt wegen ihrer Wohltätigkeit beliebt war. Hier treffen wir uns am Freitagnachmittag. Gut 500 Meter weit zieht sich dies Theresienstraße bis zum Ortsende hoch. Pittoreskes Fachwerk, Gehöfte mit bis zu 500-jähriger Geschichte, museale Weinstuben in Winzerhöfen, kleine Cafés und eine Kastanienallee wechseln sich auf diesem Wege ab und an so manchem Weinstock, der sich an einer Hauswand hochrankt, hängen pralle blaue Trauben. Der Ortskern und damit 80 Prozent aller Gebäude stehen unter Denkmalschutz, was entscheidend dazu beiträgt, den Charme zu erhalten. Typisch für die Gegend sind die alten Torbögen die zu Innenhöfen führen, eingeschlossen von Wohnhaus und Scheune. Zahlreiche Schlusssteine über den Hofeinfahrten zeugen von der langjährigen Geschichte. Die Kameraauslöser laufen heiß vor lauter Motiven. “Rhodt tut gut”, der Werbespruch passt. Unter anderem fallen auch zahlreiche mit bunten Motiven bemalten Verteilerkästen auf, Ergebnis eines Projekts der Kunstakademie Rhodt. Zahlreiche Fassaden und Fenster sind mit Tafeln dekoriert, auf denen kluge und weniger kluge Sprüche vermerkt sind. An einigen Toreingängen werden herbstliche Früchte angeboten: Esskastanien, Walnüsse und Feigen. Kein Wunder, dass es bei diesem milden Klima auch einen Südfrüchtegarten gibt. Der Ort ist eingeschlossen von Weinfeldern, darunter der „Rhodter Rosengarten“, welcher der älteste noch tragende Weinberg der Pfalz ist. Bereits im Mittelalter war Rhodt für seinen Gewürztraminer bekannt. Heute wird eine Vielzahl von Rebsorten angebaut. Rhodt gilt übrigens auch als Ursprungsort der Weißweinsorte Savagnin Rose. Die Blütezeit des Weinanbaus begann, als 1603 der Markgraf Ernst Friedrich von Baden Rhodt erwarb und mit Weinhandel den Ort zu Reichtum führte. Dies spiegelt sich heute noch in den Gebäuden entlang der Theresienstraße wider. Am Ende der Theresienstraße erwartet uns schließlich ein kleiner Imbiss mit Federweißem. Diese Stärkung haben wir uns verdient.

Den Tag beschließen wir mit einem gemeinsamen Abendessen im „Alten Kastanienhof“, einem Rhodter Traditionslokal mit eigener Weinkellerei.

Gleisweiler und der Mandelpfad

Der Samstag beginnt mit kühlen Temperaturen und einer Sonne, die einen schönen Tag verspricht. Südlich von Rhodt am Fuße des Anstiegs zum Pfälzer Wald liegt Gleisweiler. Am großen Mammutbaum direkt am Ortsende verläuft der Mandelpfad, ein Wanderweg, der auf der Grenze zwischen Weinbergen und Wald entlang der Südlichen Weinstraße verläuft. In diesem Abschnitt säumen nicht Mandelbäume, sondern Esskastanien den Weg. In der Nacht sind wieder zahlreiche Früchte heruntergefallen. Unsere Taschen füllen sich. Und wenn wir nicht Kastanien sammeln, dann locken uns wunderschöne Ausblicke über die Weinberge hinweg auf versteckte Dörfer und die Rheinebene. Die Weinlese ist schon weit vorangeschritten, aber an so manchem Weinstock hängen noch die prallen Trauben. Es sind, wie wir lernen werden, Traubensorten, die spät reifen.

Was wäre ein Besuch in der Pfalz ohne eine Weinprobe

Damit sind wir schon beim Nachmittagsprogramm. Im Weingut Gries erwartet uns Waltraud I, Weinprinzessin aus den 70er Jahren, passend zum Durchschnittsalter unserer Gruppe. Mit Humor und Kostproben von immer weiteren Weinsorten führt sie uns durch das Weingut. Auch ein Weinkeller gehört dazu, dem jedoch jede Romantik abgeht, Edelstahltanks statt Holzfässer, klinisch saubere Böden statt modriger Gewölbe. Aber das Produkt ist ein guter Wein, der in einer großen Halle auf Kundschaft wartet.

Sturm auf die Rietburg

Die Sonne wärmt unsere Rücken, als wir am Sonntagvormittag trotz Celsiusgraden nahe dem Gefrierpunkt die Karten für die Rietburgbahn lösen. Die Talstation liegt auf 320 Meter NN. In einer Viertelstunde überwindet der Sessellift die 220 Höhenmeter hoch zur Rietburg. Rechts und links hängen die Esskastanien in den Baumkronen schier zum Greifen nah. Bewundernswert die vierköpfige Dreigenerationenfamilie, die den Anstieg zur Burg zu Fuß nimmt. Als einige von uns eineinhalb Stunden später wieder zu Tal fahren, hat die Gruppe fast schon die Höhe erreicht. Doch zurück: Von der Terrasse der Höhengaststätte Rietburg fällt der Blick weit ins Rheintal. Die Sonne steht im Südosten und wirft ihr Licht durch den morgendlichen Dunstschleier, der noch im Rheintal liegt. Ganz weit im Osten erhebt sich darüber wie ein Schatten der Höhenzug des Schwarzwaldes. Wie mit Aquarellfarben gemalt leuchten zu unseren Füßen die Weinfelder in allen Herbstfarben und der Wald aus Esskastanien unter uns hat auch sein rostrotes Herbstkleid angelegt. Nördlich von uns auf einem Vorberg über dem Häusermeer von Neustadt erhebt sich das Hambacher Schloss, während im Süden sich kleine Weindörfer an den Hang schmiegen. Man mag den Blick nicht loslassen wollen von diesem schönen Landschaftsbild. Schade, dass die Kamera immer nur einen kleinen Ausschnitt abbilden kann. Während sich einige auf den Wanderweg bergabwärts begeben, schwelgen die anderen noch länger im Farbrausch der Landschaft.

Gerne hätten wir auch die Villa Ludwigshöhe besucht. Aber wegen Renovierungsarbeiten ist der ehemalige Sommersitz des Königs Ludwig I. von Bayern zurzeit geschlossen. Im Zweijahresrhythmus verbrachte er dort von 1852 bis 1866 in den 62 Räumen seine Sommer. Damit die Anreise nicht zu beschwerlich war, gab es auch eine durchgehende Eisenbahnlinie von München bis Edenkoben, wo eigens für ihn und seinen Hofstaat ein Empfangsgebäude errichtet wurde.

Zum Abschluss etwas Fotogeschichte im 3F-Museum in Deidesheim

Am Sonntagnachmittag erwartet uns zum Abschluss noch ein besonderes Highlight. Dort, wo Helmut Kohl seinen Staatsgästen gerne einen Pfälzer Saumagen servieren ließ, öffnet sich in einem schmalen Hinterhof die Tür zum Museum für Film- und Fototechnik. Wir werden bereits erwartet. Nach einer kurzen Einführung verteilen wir uns in die verschiedenen Ebenen des Museums. Mit über 5.500 Exponaten präsentiert das Museum eine der umfangreichsten Sammlungen aus den Bereichen Foto, Film und Fernsehtechnik von den Anfängen bis heute. Natürlich locken besonders die Exponate der Fotoabteilung und lassen so manche Erinnerung hochkommen und alle Fotoherzen höherschlagen. Viel Aufmerksamkeit bekommt die Kamera, deren digitales und optisches Innenleben ähnlich einer Explosionszeichnung präsentiert wird. Die Reisekamera von anno dazumal würde heute wohl niemand mehr freiwillig mitschleppen und im Zeitalter von Mikrochips und WLAN sind Rollfilmautomaten überflüssig geworden.

Epilog

Wieder einmal ist uns ein Reiseprogramm gelungen, das alle Teilnehmer*innen begeisterte. Ein herzliches Dankeschön an Angelika für die Organisation dieser Fotoreise.

Nach der Reise ist vor der Reise. Schon beginnen die Vorbereitungen für die Fotoreise 2022, die uns vom 23. – 25. September ins Hanauerland im nördlichen Elsass führen soll. Anmeldungen werden ab sofort gerne entgegengenommen.

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